Klassische Durchquerung

VG12 - mittelschwere Wanderung über 3 Tage


Die sogenannte Klassische Durchquerung des Oberen Val Grande ist die einzige Möglichkeit, den abgeschiedenen Kessel auf nicht allzu anspruchsvollen Wegen zu durchqueren. Dennoch müssen auch hier, wie immer im Val Grande, ordentliche Höhendifferenzen bewältigt und ein schwerer Rucksack mitgetragen werden. Die Mühen werden belohnt: auf den Wanderer warten viele unvergessliche Naturerlebnisse, da auch diese Route gespickt ist mit zahlreichen Höhepunkten des Nationalparks. Natur, Geschichte, Panoramen, urige Hütten - einfach alles, was das Val Grande zu bieten hat.



Ausgangspunkt: Malesco


Am ersten Tag wartet der lange, aber relativ bequeme Aufstieg zum nördlichen Eingang des Parks auf uns. Wir starten im Valle Vigezzo und folgen einer gut ausgebauten und bestens erhaltenen Mulattiera, die uns durch Buchenwälder und vorbei an vielen verfallenen Höfen ins Hochtal des Valle Loana bringt. Dort besteht im Sommer die Möglichkeit, in einem kleinen Agriturismo einzukehren. Dies ist der letzte Vorposten der Zivilisation, die wir nun verlassen. Weiter bringt uns der nach wie vor gepflegte Weg, nun jedoch etwas steiler, über zahlreiche Steintreppen hinauf zum Sattel von Scaredi. In der dortigen kleinen Biwakhütte quartieren wir uns für die Nacht ein.


Der Blick von hier oben ist grandios: der komplette Kessel des Oberen Val Grande, den es am nächsten Tag zu durchqueren gilt, liegt uns zu Füßen, und dahinter thronen die Walliser Viertausender.


Früh am Morgen des zweiten Tags geht es hinein in den Nationalpark. Anfangs ist der Abstieg noch recht steil und verläuft auf einem eher schmalen Pfad, doch schon bald flacht das Gelände aus und die Route wird angenehmer zu begehen. Nun wartet ein Höhepunkt nach dem anderen auf uns: ein herrlicher türkisblauer Badetopf, ein Wasserfall über moosbewachsene Felsen, wild romantische Wälder unterbrochen von langsam vergandenden Alpweiden.

So schlängeln wir uns immer weiter hinab in den Kessel, den wir schließlich bei der Hüttenanlage von In la Piana erreicht haben. Vorher müssen wir uns noch über eine wackelige Hängebrücke wagen.


Nun folgt ein kurzer Gegenanstieg (eine Wohltat nach dem langen Abstieg von Scaredi), der uns ins größte Seitental des Val Grande bringt. Um ins Val Gabbio zu gelangen, müssen wir einige leicht ausgesetzte Passagen überwinden (der Weg bleibt jedoch gut angelegt) und wieder steiler zur nächsten Brücke absteigen. Auf ihr überqueren wir den nächsten großen Wildbach und machen uns schließlich an den langen Aufstieg zum Südportal des Parks.


Unzählige Serpentinen bringen uns zu einem kleinen Sattel im Wald, an dem wir Überreste der einstigen intensiven Bewirtschaftung des Val Grande vorfinden. Hier kam nicht nur eine Transportseilbahn vorbei, es gab sogar einen kleinen Gemischtwarenhandel. Tatsächlich befinden wir uns auf einer einstigen "Strada Comunale", von der allerdings nur noch eine schmale Pfadspur übrig geblieben ist. Auf dieser queren wir ins eindrucksvolle Val Serena, wo wir den Wald verlassen und uns in einem Amphitheater aus Felstürmen und Wasserfällen wiederfinden.


Von der großen Weide der Alpe Serena erblicken wir in weiter Ferne Scaredi und das am Morgen durchschrittene Val Portaiola sowie unser nächstes Ziel, das Bivacco Colma. Es thront in schwindelnder Höhe über uns. Also mobilisieren wir unsere verbliebenen Kräfte und machen uns an den letzten steilen Aufstieg. Oben angekommen, quartieren wir uns in die hübsche Hütte ein und genießen erneut ein spektakuläres Panorama, insbesondere auf den Monte Rosa.


Am dritten und letzten Tag gilt es nur noch abzusteigen. Allerdings handelt es sich um lange 1500 Höhenmeter. Mit vielen Pausen und in aller Ruhe dennoch gut zu bewältigen. Auch heute erleben wir nochmals einige schöne Flecken Erde, unter anderem die pittoresken Maiensäße von Motta und La Piana und das aussichtsreich gelegene Kirchlein von Lut. Hier erblicken wir bereits unser Ziel, den noch weit unter uns liegenen Bahnhof von Premosello.

Zum Glück müssen wir nicht der langen Straße folgen, sondern wandern auf einem eher unbekannten Weglein bis direkt in die Ortschaft hinein.


Voraussichtlich bis Mitte Juni und ab Oktober besteht die Möglichkeit, die erste Nacht im nur für Parkguides zugänglichen Bivacco Straolgio zu verbringen. Diese Hütte ist einsamer und exklusiver als jene von Scaredi, wird im Sommer jedoch meist von einem Hirten genutzt. Da sich dies von Jahr zu Jahr ändert, entscheidet sich eher kurzfristig, ob wir in Scaredi bleiben oder nach Straolgio gehen.


Rückkehr am Nachmittag. 


Höhendifferenzen:

1. Tag: + 1150m, - 60m

2. Tag: + 950m, - 1060m

3. Tag: + 50m, - 1560m


beste Jahreszeit: Mai bis November


Leistungen:

-Zugfahrt Domodossola-Malesco und Premosello-Domodossola

-Führung wie beschrieben

-Verpflegung: Brotzeit, Müsli-/Schokoriegel, zwei warme Mahlzeiten (Suppe, Pasta/Risotto, Nachtisch), Frühstück (Müsli, Kaffee, Tee)

-Übernachtung in den einfachen Unterkünften von Scaredi/Straolgio und Colma


maximale Teilnehmerzahl 4 Personen